Sogenannte nicht-traditionelle Hintergründe können dazu beitragen können, das Verhalten und die Bedürfnisse der Nutzenden besser zu verstehen. Unter nicht-traditionellen Hintergründen versteht man berufliche Ausbildungen, die klassischerweise nichts mit der Tätigkeit im aktuellen Fachbereich zu tun haben. Diverse berufliche Hintergründe bereichern das Team und dessen Arbeit. Vor allem in der Nutzendenforschung erlauben nicht-traditionelle Hintergründe erweiterte Perspektiven und ergänzendes Wissen, um Nutzer:innen und ihre Bedürfnisse besser zu verstehen. Zwei relevante Bereiche, in denen diese Vorteile zum Vorschein kommen, werden im Folgenden näher betrachtet.
1. Verbindung von Problem- und Lösungsraum
Diverse berufliche Hintergründe erlauben es Teammitgliedern, nicht nur im Problemraum zu arbeiten, sondern auch im Lösungsraum. Der Problemraum umfasst dabei die Kunden bzw. die Nutzenden, an denen die Nutzendenforschung ausgerichtet ist. Ziel ist es hierbei, deren Probleme, Bedürfnisse und zugrundeliegende Motivationen zu identifizieren.
Der Lösungsraum umfasst beispielsweise Ingenieur:innen, die daran arbeiten, Probleme technisch zu beheben. So können z. B. Teammitglieder mit einem Hintergrund in Elektrotechnik in beiden Feldern arbeiten und ihr Wissen in den jeweiligen Bereich mit einfließen lassen. Auf diese Weise lässt sich effektiv eine Brücke zwischen Nutzer:innen und Entwickler:innen schlagen. Neben beruflichen Hintergründen stellt zudem Diversität hinsichtlich Geschlecht und Herkunft eine wertvolle Ergänzung für vielfältige Teams dar, da sie ebenfalls unterschiedliche Perspektiven, Herangehensweisen und Wissensgrundlagen einbringt.
2. Kombination aus quantitativer und qualitativer Forschung
Um Erkenntnisse über Nutzende und deren Verhalten zu gewinnen, lassen sich prinzipiell zwei unterschiedliche Ansätze heranziehen: der qualitative und der quantitative Ansatz. Nutzendenforscher:innen mit beispielsweise einem Hintergrund in Elektrotechnik können die eher qualitativ geprägte Nutzendenforschung durch quantitative Methoden ergänzen und beide miteinander kombinieren [1].
Quantitative Ansätze beinhalten das Arbeiten mit Zahlen und Daten, welche mithilfe computergestützter Programme aufbereitet und ausgewertet werden. Auf diese Weise lassen sich Muster und Trendverläufe veranschaulichen, um zu erkennen, in welche Richtung sich Nutzendenverhalten entwickelt. So können gezielt geeignete Maßnahmen ergriffen und weiterführende Untersuchungen vorgenommen werden. Beispielsweise werden zunächst Geräte, auf denen eine Beta-Version läuft, gezählt, um auf Basis dieser Daten anschließend die identifizierte Nutzendengruppe zu interviewen [1].
Das offen gestaltete Interview, ohne vorher festgelegte Fragen, zur Befragung von Nutzenden ist ein Beispiel für qualitative Methoden. Ein weiterer qualitativer Zugang ist die Beobachtung mit anschließender Auswertung und Interpretation von beispielsweise Nutzendenverhalten. Diese Methoden sind offener gestaltet und helfen bei der Beantwortung der Frage, warum sich gewisse Sachverhalte oder Entwicklungen vollzogen haben [1][2]. Qualitative Ansätze erlauben es, Nutzende nach ihren Beweggründen, Motivationen und Bedürfnissen zu befragen. Auf diesem Weg ergibt sich ein besseres Verständnis davon, was sie wirklich benötigen, wollen und was ihnen eventuell noch fehlt. Die Kombination beider Ansätze ermöglicht es, das Feedback der Nutzenden mit Hilfe der zuvor analysierten Daten fundiert zu nutzen, um sich anschließend gezielt und angepasst an Nutzer:innen zu wenden und auf ihre Bedürfnisse einzugehen [1].
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass diverse berufliche Hintergründe wertvoll und bereichernd für Teams generell und vor allem in der Nutzendenforschung sind. Sie ermöglichen differenzierte Perspektiven auf bestimmte Gegebenheiten und den Einsatz unterschiedlicher Erfahrungen sowie Fähigkeiten. Dieses Zusammenwirken verschiedener Profile und Herangehensweisen erlaubt schlussendlich ein tieferes und umfassenderes Verständnis von den Nutzer:innen [1].
Durch die Förderung diverser beruflicher Hintergründe in der Nutzendenforschung, eröffnet sich für KMU die Chance, ihre Kunden und deren Bedürfnisse besser und tiefgründiger zu verstehen, um gezielt auf diese einzugehen. Dies wird möglich durch die verschiedenen Zugänge und individuelle Expertise, die aus den unterschiedlichen Werdegängen resultieren. Individuell unterschiedliche Stärken haben das Potenzial, den Prozess der Nutzendenforschung zu effektivieren und zu verbessern. So können Personen mit nicht-traditionellen Hintergründen beispielsweise den Problem- und Lösungsraum miteinander verknüpfen. Das gelingt, indem sie effektiv und zielgerichtet mit im Lösungsraum tätigen Mitarbeitenden kommunizieren können, um zu klären, was es konkret zu lösen gilt [1].
Autor: Anthony Wenke
Referenzen:
[1] Tran, J. (2021). Diversity in user research: How non-traditional backgrounds enhance impact. Microsoft XC Research. www.microsoft.com/en-us/research/articles/diversity-in-user-research-how-non-traditional-backgrounds-enhance-impact/
[2] Methodenportal der Uni Leipzig. (o.J.). Qualitativ vs. quantitativ. home.uni-leipzig.de/methodenportal/qualivsquanti/