Die GenderMag-Methode wurde 2016 von Forschenden rund um Margaret Burnett entwickelt. Ziel war es dabei, Forschungsergebnisse zu für die Praxis nutzbar zu machen. Dabei wurden psychologische Facetten herausgearbeitet, auf deren Basis dann Personas erstellt wurden.
Diese basieren auf Studien aus verschiedenen Fachgebieten zu Geschlechtsunterschieden in Problemlöseverhalten und Umgang mit Technologie. Als besonders wichtig gelten dabei: Motivation, Informationsverarbeitung, Computer-Selbstwirksamkeit, Risikoaversion und Lernverhalten. Dabei ist wichtig, dass sich die meisten Menschen im mittleren Bereich der Spektren befinden und nicht vom Geschlecht einer Person auf ihre Facettenausprägungen geschlossen werden kann. Dadurch können die breiten Bedürfnisse und Fähigkeiten der Zielgruppe bei Produkten konkret angesprochen werden.
Motivation
Die Art und Weise wie jemand mit Technik interagiert, wird auch beeinflusst durch den Grund, weshalb sie es tut. Für diese dahinterliegende Motivation hat das Forscherteam ein Spektrum von zweckorientierter bis technikorientierter Nutzung beschrieben. Dabei würden eher zweckorientierte Techniknutzende besonders zielorientiert interagieren, während eher technikorientierte Personen ein Produkt auch als Selbstzweck nutzen würden.
Computer-Selbstwirksamkeit
Hierbei geht es um das Vertrauen und die Erwartung, Aufgaben im Zusammenhang mit Technik selbst lösen zu können. Dies wirkt sich u.a. auf den Umgang mit auftretenden Problemen aus. Eine Person mit niedriger Computer-Selbstwirksamkeit würde den Grund für diese eher bei sich selbst suchen, während eine Person mit besonders hoher Ausprägung den Grund eher beim Hersteller sehen könnte.
Risikobereitschaft
Die Risikobereitschaft kann auf verschiedenen Stufen zwischen niedrig und hoch ausgeprägt sein. Eine Person mit niedriger Ausprägung würde aufgrund unbekannter Folgen eher zögern, mit wenig beschrifteter Software zu interagieren. Im gleichen Szenario würde eine Person mit höherer Risikobereitschaft eher Bereitschaft zeigen.
Informationsverarbeitung
Die Informationen, die durch Technik gegeben werden, können in einem Spektrum von selektiv bis ganzheitlich verarbeitet werden. Selektiv bedeutet dabei, dass Nutzende, sich nur einen kleinen, als bedeutend erscheinenden, Teil der Informationen anschauen und versuchen mit diesem zu arbeiten. Eher ganzheitliche Nutzende würden sich mehr, teilweise alle Informationen sorgfältig anschauen um dann mit denen, die am vielversprechendsten sind, weiterzuarbeiten. So kann man, wenn man ein Dokument sucht, entweder selektiv vielversprechende Dokumente direkt öffnen, oder sich erstmal ganzheitlich einen Überblick verschaffen, ob das Dokument eindeutig aufzufinden ist.
Lernverhalten
Beim Lernverhalten bezüglich Technik, wurden zwei Ausprägungsrichtungen festgestellt. Am einen Ende des Spektrums lernen Nutzende eher angeleitet und würden klare Einführungen, Tutorials und Anleitungen bevorzugen, um sich den Umgang mit Technik anzueignen. Am anderen Ende lernen Nutzende den Umgang mit Technologie eher durch Ausprobieren. Sie neigen zum „learning by doing“.
Aus verschiedenen Ausprägungen dieser fünf Dimensionen lassen sich Personas ableiten, die in einem zukünftigen Beitrag näher beleuchtet werden.
Quelle:
Burnett, M., Stumpf, S., Macbeth, J., Makri, S., Beckwith, L., Kwan, I., Peters, A., & Jernigan, W. (2016). GenderMag: A Method for Evaluating Software’s Gender Inclusiveness. Interacting with Computers, 28(6), 760–787. https://doi.org/10.1093/iwc/iwv046
Autor: Stephan Zapatka (TU Chemnitz)