Was verstehen wir unter Idle-Time Learning?
Idle-Time Learning (dt. Leerlauf-Lernen) bezeichnet das Lernen in sehr kurzen, natürlichen Wartefenstern innerhalb digitaler Systeme, zum Beispiel etwa beim Laden einer Seite, während des Logins oder beim Wechseln zwischen Anwendungen. Diese Momente sind typischerweise zwischen wenigen Sekunden und einer Minute lang und werden im Arbeitsalltag häufig ungenutzt gelassen. Häufige Verwendung findet dieses Prinzip auch in Videospielen wo längere Ladezeiten typisch sind. Ein visuelles Beispiel stellt das Beitragsbild dar, bei dem in einer erfundenen Kalenderapp beim Einlogen ein “Pro Tip” zu nutzbaren Tastenkombinationen erscheint.
Nutzende können solche Mikropausen für kurze, optionale Lernimpulse oder zur Steigerung der Produktivität nutzen, sofern diese klar, knapp und nicht aufdringlich gestaltet sind. Besonders geeignet sind Inhalte, die unmittelbar relevant für den Arbeitskontext sind, wie zum Beispiel: Sicherheitshinweise, Tool-Tipps, kurze Erinnerungen oder eine einzige Quizfrage zur Wiederholung.
Für Idle-Time Learning muss keine Weiterbildung zusätzlich organisiert werden, sondern es integriert sich nahtlos in bestehende Arbeitsabläufe.
Tipps für das Design von Idle-Time Learning
- Dauer und Umfang
- Inhalte sollten in 10-30 Sekunden erfassbar sein.
-
Für kurze Interaktionen (z. B. eine Quizfrage) sind bis zu 60–90 Sekunden sinnvoll. Hierfür muss aber auch sichergestellt sein, das die Nutzenden solange Wartezeit haben.
-
Lernhäppchen sollten stets kompakt, fokussiert und auf ein einziges Thema beschränkt sein.
-
Inhaltstypen
-
Micro-Tipps: Ein bis zwei Sätze, z. B. Sicherheits- oder Produktivitätshinweise.
-
One-Question Micro-Quiz: Eine einzelne Multiple-Choice- oder True/False-Frage.
-
Micro-Reminders: Kurze Checklistenpunkte oder Compliance-Updates.
-
Sehr kurze Videos: Nur wenn optional und unter 30 Sekunden.
-
-
Interaktion und Kontrolle
-
Inhalte müssen immer überspringbar sein. Dies ist vor allem wichtig für Tipps, die man bereits gesehen hat.
-
Keine verpflichtenden Interaktionen oder Blockaden.
-
UI minimalistisch halten: ein Klick, Tippen oder "Mehr anzeigen" reicht aus.
-
Wiederholung und Variation der Inhalte erhöhen die Wirksamkeit.
-
-
Relevanz und Personalisierung
-
Inhalte sollten kontextbezogen und arbeitsrelevant sein.
-
Rollenbasierte Inhalte steigern den Nutzen.
-
Wiederholungen sollten zeitlich verteilt sein.
-
-
Messbarkeit und sinnvolle Metriken sind:
-
Impressionen
-
Skip-Raten
-
Klicks auf weiterführende Inhalte
-
Quiz-Antworten
-
Zusammenfassung
Idle-Time Learning nutzt die kleinen, oft ungenutzten Wartefenster digitaler Anwendungen, um Mitarbeitenden kurze, hilfreiche Lernimpulse bereitzustellen. Mit klar strukturierten Inhalten, optionaler Interaktion und hoher Relevanz lässt sich Wissen direkt im Arbeitsfluss vermitteln, ohne zusätzliche Zeit oder Ressourcen zu beanspruchen.
Weitere Informationen
Kontakt
Adrian Wegener
- Karlsruher Institut für Technologie
- Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Usability
- Mittelstand-Digital Zentrum Fokus Mensch
- Kaiserstraße 89-93
- 76133 Karlsruhe