Serious Games sind mehr als ein Trend, denn sie bieten Unternehmen die Möglichkeit, komplexe Inhalte erlebbar zu machen und Mitarbeitenden praxisnahes Training zu ermöglichen. Gerade im Kontext des lebenslangen Lernens, in dem Mitarbeitende ständig neues Wissen aufnehmen und anwenden müssen, können Serious Games einen entscheidenden Unterschied machen.
Was sind Serious Games?
Serious Games sind Spiele, die nicht in erster Linie zur Unterhaltung entwickelt werden, sondern mit einem klaren Lern- oder Trainingsziel. Sie setzen auf die Mechaniken und Motivationsfaktoren klassischer Spiele, richten diese aber konsequent auf Wissensvermittlung, Kompetenzaufbau oder Verhaltensänderung aus.
Damit unterscheiden sich Serious Games klar von Gamification:
- Gamification = einzelne spielerische Elemente in einem nicht-spielerischen Kontext (z. B. Punkte, Ranglisten, kleine Belohnungen).
- Serious Games = eigenständige Spiele, deren Kernaufgabe es ist, Wissen oder Fähigkeiten zu vermitteln.
Warum Serious Games besonders sind
Serious Games eröffnen Lernchancen, die klassische Trainingsmethoden nur schwer erreichen:
- Immersives Lernen: Inhalte werden nicht nur erklärt, sondern aktiv erlebt.
- Realitätsnahe Szenarien: Ob Medizin, Produktion oder Vertrieb. Hier lassen sich komplexe Situationen im Spiel simulieren.
- Sicheres Ausprobieren: Fehler können gefahrlos gemacht werden, was Mut und Experimentierfreude fördert.
- Förderung von Kompetenzen: Neben Fachwissen werden auch Soft Skills wie Teamarbeit, Kommunikation und Problemlösung gestärkt.
So entsteht Lernen, das nicht nur kognitiv verstanden, sondern praktisch durchgespielt wird.
Praxisbeispiele mit unterschiedlichem Aufwand
Es kommt natürlich schnell die Frage auf: “Was kostet das?” Serious Games müssen nicht immer teuer oder technisch hochkomplex sein. Vom kleinen Quiz bis zur VR-Simulation gibt es zahlreiche Einstiegsmöglichkeiten für Unternehmen:
- Geringer Aufwand: Quiz- oder Szenario-Apps für Themen wie Arbeitsschutz, Datenschutz oder Compliance.
- Moderater Aufwand: Planspiele am Tisch oder digital, bei denen Teams fiktive Unternehmensentscheidungen treffen.
- Mittlerer Aufwand: 2D/3D-Simulationen für Maschinenbedienung oder Produktionsprozesse.
- Mittlerer bis höherer Aufwand: Storybasierte Lernspiele, die Soft Skills wie Führung, Konfliktlösung oder Kommunikation trainieren.
- Hoher Aufwand: VR-/AR-Simulationen für Gefahrensituationen, komplexe Arbeitsschritte oder realistische Notfallübungen.
Diese Bandbreite zeigt: Auch ohne großes Budget können Unternehmen Serious Games sinnvoll einsetzen. Oft reichen kleine, praxisnahe Formate ohne Hardwareanschaffungen aus, um einen nachhaltigen Lerneffekt zu erzielen.
Chancen und Grenzen
Richtig eingesetzt, bieten Serious Games viele Vorteile: nachhaltiges Lernen, höhere Motivation, bessere Wissensvermittlung und ein hohes Maß an Engagement. Besonders für Erwachsene, die im Rahmen des lebenslangen Lernens ständig Neues aufnehmen müssen, können sie eine wertvolle Alternative zu klassischen Seminaren oder Handbüchern sein.
Doch es gibt auch Grenzen:
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Die Entwicklung ist aufwändiger als bei einfachen Schulungsunterlagen.
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Nicht jede Zielgruppe akzeptiert sofort die Idee, „am Arbeitsplatz zu spielen“.
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Ohne klar definiertes Lernziel bleibt der spielerische Ansatz wirkungslos.
Unternehmen sollten deshalb genau prüfen, welches Format zu ihrem Bedarf passt und wie es in bestehende Lernkonzepte eingebunden werden kann.
Serious Games als nächste Stufe nach Gamification
Während Gamification punktuell motivieren und Prozesse beleben kann, gehen Serious Games tiefer: Sie machen Lernen erlebbar und ermöglichen ein nachhaltiges Training von Wissen und Kompetenzen. Für kleine und mittlere Unternehmen lohnt sich der Blick auf dieses Feld, denn erste Schritte lassen sich auch mit überschaubarem Aufwand umsetzen, egal ob durch digitale Quiz, Planspiele oder Simulationen.
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