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Wer mit generativer KI wie ChatGPT arbeitet, stellt schnell fest: Manche Antworten wirken sachlich und präzise, andere überraschend kreativ oder sogar ein wenig „verrückt“. Woran liegt das? Ein wichtiger Faktor sind zwei zentrale Stellschrauben im Hintergrund: Temperatur und Top_p.

Was macht generative KI eigentlich?

Generative KI-Modelle, wie ChatGPT, erzeugen Inhalte (z. B. Texte), indem sie Schritt für Schritt vorhersagen, welches Token – also welches nächste Zeichen oder Wortteil – wahrscheinlich am besten passt. Diese Vorhersage basiert auf Wahrscheinlichkeiten, die das Modell im Training gelernt hat.

Die Herausforderung: Es gibt oft nicht nur eine richtige Antwort, sondern viele denkbare Fortsetzungen. Genau hier kommen die Parameter Temperatur und Top_p ins Spiel – sie steuern, wie viele und welche dieser Optionen berücksichtigt werden.


1. Temperatur – Wie „mutig“ ist die KI?

Die Temperatur bestimmt, wie zufällig oder fokussiert die Auswahl der Wörter ist.

  • Niedrige Temperatur (z. B. 0,2 – 0,5):
    Die KI wählt fast immer das wahrscheinlichste Wort → sachliche, klare, oft vorhersehbare Antworten.
    Nützlich für technische, präzise oder reproduzierbare Aufgaben.

  • Hohe Temperatur (z. B. 0,8 – 1,0):
    Die KI bezieht auch weniger wahrscheinliche Wörter mit ein → kreativere, abwechslungsreichere Texte – aber auch mehr Halluzinationen oder unklare Aussagen möglich.
    Nützlich für kreative Aufgaben, Brainstormings oder Schreibanlässe.

Merksatz: Je höher die Temperatur, desto kreativer (und riskanter) wird die KI.


2. Top_p – Wie „breit“ denkt die KI?

Top_p (auch bekannt als Nucleus Sampling) legt fest, welche Bandbreite an Möglichkeiten überhaupt in Betracht gezogen wird.

  • Top_p = 1,0:
    Alle möglichen Wörter (auch sehr unwahrscheinliche) dürfen gewählt werden.

  • Top_p = 0,9:
    Nur die wahrscheinlichsten Wörter, die zusammen 90 % der Gesamtwahrscheinlichkeit ausmachen, werden berücksichtigt.

  • Top_p = 0,05:
    Nur sehr „sichere“ Wörter sind erlaubt – enges Spektrum.

Beispiel:
Stellen Sie sich vor, 10 Wörter stehen zur Auswahl. Bei Top_p = 0,9 nimmt das Modell nur die Wörter mit den höchsten Einzelwahrscheinlichkeiten – solange ihre Summe 90 % erreicht. Alles andere wird ignoriert.


3. Wie wirken Temperatur und Top_p zusammen?

Die beiden Parameter beeinflussen sich gegenseitig. In der Praxis funktioniert diese Kombination besonders gut:

Anwendungsfall Temperatur Top_p Beschreibung
Kreatives Schreiben 0,7 0,8 Erzeugt kreative und vielfältige Texte für das Geschichtenerzählen. Die Ausgabe ist explorativer und weniger durch Muster eingeschränkt.
Chatbot-Antworten 0,5 0,5 Erzeugt Gesprächsantworten, die Kohärenz und Vielfalt in Einklang bringen. Die Ausgabe ist natürlicher und ansprechender.
Skripterstellung für Datenanalysen 0,2 0,1 Erzeugt Skripte für Datenanalysen, die mit höherer Wahrscheinlichkeit korrekt und effizient sind. Die Ausgabe ist deterministischer und fokussierter.

4. Warum das wichtig ist – auch für Einsteiger*innen

Die bewusste Steuerung dieser Parameter hilft dabei:

  • Antworten besser zu verstehen und zu bewerten

  • Die Qualität von KI-Inhalten zu erhöhen

  • Ergebnisse zu reproduzieren oder gezielt zu variieren

  • Kreativität zu fördern – oder einzudämmen

Gerade für KMU, Bildungseinrichtungen oder Kreativteams kann das entscheidend sein, um generative KI sicher und sinnvoll einzusetzen.


Fazit

Temperatur und Top_p sind keine komplizierten Technikbegriffe – sondern praktische Werkzeuge, um generative KI verlässlicher, kreativer oder klarer zu gestalten. Wer diese Stellschrauben versteht, holt mehr aus generativen KI-Anwendungen heraus – und kann besser einschätzen, ob eine Antwort zufällig, sicher oder „halluziniert“ ist.

24.07.25

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Diana Yakimchuk

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