Ob beim internen Mitarbeitendenbriefing, bei der Kundenpräsentation oder auf der Messebühne: Wer präsentiert, will verstanden werden. Doch viele Präsentationen schließen Menschen unabsichtlich aus, weil sie zu schnell gesprochen, schlecht strukturiert oder visuell überladen sind.
Gerade im Mittelstand, wo direkte Kommunikation, Kundennähe und Teamarbeit zentrale Werte sind, lohnt sich der Blick auf barrierefreies Präsentieren. Denn: Barrierefreiheit nützt nicht nur Menschen mit Behinderungen, sondern verbessert die Verständlichkeit für alle.
Warum barrierefreies Präsentieren?
-
Vielfalt im Publikum ist Realität: Hörbeeinträchtigung, Sehschwäche, Neurodiversität oder einfach nur Müdigkeit. Es gibt viele Gründe, warum Menschen Schwierigkeiten haben, Präsentationen zu folgen.
-
Gute UX endet nicht beim Produkt: Wer seine Inhalte klar und inklusiv vermittelt, zeigt Wertschätzung und Kompetenz.
-
Rechtlich auf der sicheren Seite: Immer mehr öffentliche Stellen fordern barrierefreie Kommunikation, auch in Förderprojekten oder bei Ausschreibungen.
7 einfache Tipps für Ihre nächste Präsentation
1. Sprache bewusst wählen
-
Verwenden Sie klare, einfache Sprache.
-
Erklären Sie Fachbegriffe, vermeiden Sie unnötige Anglizismen.
-
Sprechen Sie in kurzen, strukturierten Sätzen, was auch beim Live-Mitschreiben hilft.
2. Sprechtempo anpassen
-
Viele Vortragende sprechen zu schnell, besonders wenn sie nervös sind.
-
Machen Sie bewusst Pausen. Zum Verstehen, aber auch zum Nachdenken.
3. Folien visuell klar gestalten
-
Hoher Kontrast (z. B. dunkle Schrift auf hellem Hintergrund).
-
Große, gut lesbare Schrift (mind. 24 pt).
-
Vermeiden Sie Textwüsten und verwenden Sie lieber Stichpunkte als Fließtext.
4. Bilder mit Bedeutung versehen
-
Wenn Sie Bilder verwenden, erklären Sie, was darauf zu sehen ist, besonders bei komplexen Grafiken oder Statistiken.
-
Bonus: Bereiten Sie eine Screen Reader zugängliche Präsentationsversion mit Alt-Texten oder Bildbeschreibungen vor.
5. Multisensorisch denken
-
Nicht nur „sehen“, sondern auch „hören“ und „fühlen“: Nutzen Sie z. B. klare verbale Strukturierung („Ich habe drei Punkte…“).
-
Geben Sie zentrale Infos auch schriftlich weiter (z. B. Handout, E-Mail).
6. Untertitel oder Skript anbieten
-
Besonders bei Online-Präsentationen: Nutzen Sie automatische Untertitel, falls möglich.
-
Oder stellen Sie vorab ein Skript oder die Folien zur Verfügung.
7. Interaktion barrierefrei ermöglichen
-
Machen Sie Fragen auf verschiedene Arten möglich: mündlich, schriftlich (z. B. Chat oder Zettel).
-
Wiederholen Sie Fragen aus dem Publikum für laut alle. Gerade ohne Mikrofon ist das wichtig auch wenn man immer ein Mikrofon haben sollte.
Inklusive Präsentationen sind kein Mehraufwand, sondern Mehrwert
Barrierefreies Präsentieren heißt nicht: alles doppelt machen. Es heißt: von Anfang an so gestalten, dass möglichst viele mitkommen können. Und davon profitieren alle Zuhörenden ebenso wie Ihr Unternehmen.
Wer klar, strukturiert und zugänglich präsentiert, wirkt professioneller, glaubwürdiger, und schafft echte Verbindung.
Weitere Informationen
Kontakt
Adrian Wegener
- Karlsruher Institut für Technologie
- Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Usability
- Mittelstand-Digital Zentrum Fokus Mensch
- Kaiserstraße 89-93
- 76133 Karlsruhe