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Automatisch startende Videos, Sounds oder Animationen wirken auf den ersten Blick harmlos. Manche Webseiten nutzen sie sogar als "Feature", um Inhalte dynamischer zu machen. Doch für viele Menschen sind solche Autoplay-Inhalte kein Mehrwert, sondern eine Barriere. In einigen Fällen werden sie sogar eine echte Gefahr. Daher regeln die Web Content Accessibility Guidelines zum Beispiel in Kriterium 2.2.2 und an anderen Stellen den Umgang mit Autoplay. In diesem Beitrag liefern wir keine Erklärung zum Kriterium oder dessen Implementierung, sondern sprechen über das warum dahinter.

Warum Autoplay ein Problem ist

Autoplay nimmt Nutzenden die Kontrolle. Statt selbst zu entscheiden, wann ein Medium startet, beginnt etwas ohne Vorwarnung zu laufen. Das stört nicht nur die Konzentration, sondern kann den Zugang zu Informationen blockieren oder gesundheitliche Risiken erhöhen.

Verbreitete Arten von Autoplay-Barrieren

  • Automatischer Ton: Ein plötzlich startendes Audio überlagert Screenreader-Ausgaben und macht Webseiten für Menschen mit Sehbehinderungen weniger benutzbar. Auch Menschen in ruhigen Arbeitsumgebungen oder in öffentlichen Räumen werden unvermittelt gestört oder zeitweise desorientiert, oder realistischer: verlassen die Seite.
  • Automatische Videos: Videos, die sofort beginnen, ziehen ungewollt Aufmerksamkeit an sich. Für Menschen mit Aufmerksamkeits- oder kognitiven Einschränkungen kann das den Fokus komplett zerstören. Viele müssen Inhalte mehrfach lesen, weil der Hintergrund ständig ablenkt, oder realistischer: verlassen die Seite.
  • Automatische Animationen: Blinkende Banner, parallax scrollende Hintergründe oder Loop-Animationen können bei Menschen mit vestibulären Störungen (z.B. Motionsickness) Übelkeit auslösen. Bei Personen mit Epilepsie können bestimmte schnelle Lichtwechsel sogar Anfälle begünstigen, oder realistischer: sie verlassen die Seite zum Selbstschutz.
  • Automatisch ablaufende Bildergalerien: Slideshows, die ohne Interaktion durchlaufen, geben Nutzenden keine Chance, das Tempo selbst zu bestimmen. Für Menschen, die langsamer lesen, langsamere Interaktionszeiten haben, oder Inhalte genau betrachten müssen, ist das ein klares Hindernis, oder realistischer: Grund die Seite zu verlassen.

Wen betrifft das?

Autoplay-Inhalte können viele Gruppen beeinträchtigen, unter anderem:

  • Menschen mit Sehbehinderungen: Audio stört Screenreader, Videos blockieren Inhalte.

  • Menschen mit kognitiven Einschränkungen: Autoplay lenkt ab und erschwert das Verstehen.

  • Menschen mit ADHS: Bewegte Inhalte ziehen automatisch Aufmerksamkeit auf sich.

  • Menschen mit Epilepsie: Flackernde oder schnelle Animationen sind ein Gesundheitsrisiko.

  • Menschen mit vestibulären Störungen: Bewegungen im Sichtfeld können Schwindel auslösen.

  • Alle anderen: Auch ohne Einschränkung ist Autoplay oft einfach nur störend oder ein Grund die Seite zu verlassen.

Warum gutes Design auf Autoplay verzichtet

Barrierefreiheit ist gute Usability (Nutzbarkeit). Eine Seite, die Rücksicht nimmt, bietet Ruhe, Kontrolle und Orientierung. Wenn Medien erst starten, wenn Nutzende es wollen, wird die Seite nicht nur inklusiver, sondern auch respektvoller.

Der Grundsatz ist simpel: Wenn etwas automatisch startet, hat jemand die Kontrolle verloren. Und Kontrollverlust ist das Gegenteil dessen, was gutes Design anstrebt.

Was stattdessen hilft

  • Klare Play-Buttons statt automatischer Wiedergabe

  • Deutliche Pausen- und Stop-Optionen

  • Keine blinkenden oder selbstlaufenden Animationen

  • Inhalte beginnen immer pausiert

  • Einhaltung der WCAG-Kriterien zu bewegten und zeitbasierten Medien

Autoplay ist Autofail, nicht, weil es eine Regel verletzt, sondern weil es Menschen ausschließt. Barrierefreiheit beginnt damit, Nutzende nicht zu überrumpeln und zu verstehen warum wir Barrierefreiheitsmaßnahmen umsetzen sollten.

01.12.25

Weitere Informationen

Kontakt

Adrian Wegener
  • Kaiserstraße 89-93
  • 76133 Karlsruhe

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